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A TRUMM VOM PARADIES. 200 JAHRE GÄUBODENVOLKSFEST – 1812 bis 2012
Vom Kreis-Landwirtschafts-Fest für Niederbayern zum Gäubodenvolksfest Am 12. Oktober 1812 strömten Tausende von Menschen in die Stadt Straubing, zum ersten „Landwirtschafts-Fest im Unterdonau-Kreis“. Initiator war der „Landwirtschaftliche Verein“ in Bayern, der sich die Verbesserung der rückständigen Landwirtschaft zum Ziel gesetzt hatte. Nach dem Vorbild des Zentrallandwirtschaftsfestes in München fanden auch in den bayerischen Kreisen derartige Veranstaltungen statt, bei denen „die im Vaterlande erzeugten und erzogenen sowie zur besten Zucht ausgezeichneten Viehstücke, Hengsten, Stuten, Stiere, Kühe, Widder, Schweinsbären und Schweinsmütter“ prämiert wurden. Für den „Unterdonau-Kreis“ – dem heutigen Regierungsbezirk Niederbayern vergleichbar – wählte man Straubing und nicht die eigentliche Hauptstadt Passau als Festort aus. Denn „… Straubing ist überdies für landwirtschaftliche Erzeugnisse der lebhafteste Markt des Unterdonaukreises; ….“ Den „glänzenden“ Erfolg des ersten Straubinger Landwirtschaftsfestes schilderte der Generalkommissar des Unterdonaukreises Sigmund Graf von Kreith König Max I. Josef: „Ich habe kein Fest gesehen, das mit mehr Herzlichkeit und Ordnung begangen wurde.“ Auf den Protest Passaus hin hielt man das Fest in den folgenden Jahrzehnten abwechselnd in Straubing, Passau, seit 1839 auch in der neuen Regierungsstadt Landshut ab. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts nahmen die Landwirtschaftsfeste immer mehr volksfestartige Züge an. Zu den von Anfang an vertretenen Pferderennen gesellten sich Schießwettbewerbe, Kegelscheiben, Ringelreihen, Festzüge, Feuerwerke, Glückshäfen, Wein- und Bierzelte, Essensbuden, Schau- und Fahrgeschäfte. Den Lehrcharakter der Landwirtschaftsfeste ergänzten Vorführungen landwirtschaftlicher Geräte, Ausstellungen für Geflügel-, Schweine-, Ziegen- oder Bienenzucht, Preise für treue Dienstboten und Ähnliches mehr. Als Straubing 1898 eine Absage für die Ausrichtung des Festes erhielt, beschlossen die Stadtväter kurzerhand ein eigenes „Fest fürs Volk“ abzuhalten und fortan alle zwei Jahre das „Straubinger Volksfest“ zu organisieren. 1938 in „Gäubodenvolksfest“ umbenannt, wird das Fest seit seinem 150-jährigen Jubiläum im Jahr 1962 jährlich veranstaltet. Aus den Anfängen von 1812 hat sich inzwischen das zweitgrößte Volksfest in Bayern entwickelt, das jährlich über 1,3 Millionen Besucher anzieht. Etwa 140 Fahr- und Schaugeschäfte, Essensbuden und Bierzelte sowie rund 700 Aussteller auf der größten Verbrauchermesse in Ostbayern, der „Ostbayernschau“, bieten auf dem traditionellen Festplatz, dem „Hagen“, Vergnügen und Information. Dank seiner Atmosphäre und Gemütlichkeit genießt das Straubinger Fest von jeher den Ruf, das schönste Volksfest überhaupt zu sein. Der Heimatschriftsteller Max Peinkofer dichtete 1927 treffend und gültig: „Was’s Volksfest z’Straubing is? A Trumm vom Paradies!“ Die im Gäubodenmuseum Straubing bis zum 7. Oktober 2012 geöffnete Sonderausstellung zum 200-jährigen Volksfestjubiläum vereinigt zahlreiche Exponate aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Plakate, das früheste aus dem Jahr 1854, viele Ansichtskarten und Entwurfszeichnungen für die Festzüge, aber auch Speisekarten, Bierkrüge vermitteln den Besuchern ein buntes Bild vom Volksfest. Aber auch Prämiierungen der landwirtschaftlichen Zuchterfolge und Zeugnisse der ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhundert entstehenden Gewerbeschauen sind ebenso zu finden wie eine Vielzahl von Schaustellergeschäften, welche mit Karussells und Geisterbahnen, Hand- und Bauchrednerpuppen jung und alt begeisterten.
Als Festschrift bzw. Begleitschrift zur Ausstellungen ist erschienen: A Trumm vom Paradies.200 Jahre Gäubodenvolksfest Straubing. 1812 bis 2012. Hg. v. der Stadt Straubing. |